In diesem Abschnitt werden externe Faktoren beschrieben, die einen besonderen Einfluss auf das Risikomanagement im Jahr 2019 und darüber hinaus haben können.
Brexit: Die Modalitäten des Austritts Großbritanniens aus der EU stehen weiterhin nicht fest. Ein Austritt aus der EU ohne Abkommen bleibt möglich. Die Hannover Rück-Gruppe hat sich auch auf ein solches Szenario vorbereitet. Hierzu wurde eine spezifische Arbeitsgruppe für vorbereitende Maßnahmen gebildet.
Wesentlich betroffen ist die Hannover Re Life UK Branch. Um nach einem harten Brexit die Geschäftstätigkeit weiter fortführen zu können, wurde die Anwendung von Übergangsmaßnahmen („Temporary Permission Regime“) beantragt und bereits durch die Aufsicht bestätigt. Mittelfristig sind erhöhte administrative Kosten und Kapitalkosten nicht ausgeschlossen. Die von der Hannover Rück geführte Argenta Holdings Limited ist als eigenständige Tochtergesellschaft in Großbritannien und Lloyd’s-Mitglied bereits autorisiert. Darüber hinaus zeichnen wir Geschäft in Großbritannien über Konzerngesellschaften in Hannover und Irland. Hier erwarten wir als Folge des Brexit keine signifikanten Änderungen.
Insgesamt sind nach unseren aktuellen Analysen die Auswirkungen aus dem Brexit auf die Hannover Rück-Gruppe beherrschbar.
Risiken aus der elektronischen Datenhaltung: In den vergangenen Jahren haben sich vermehrt Risiken mit Bezug auf elektronische Systeme und deren Daten materialisiert. Auch die Hannover Rück ist Angriffen auf ihre IT-Systeme ausgesetzt und hat dazu umfangreiche Schutzmaßnahmen ergriffen. Darüber hinaus bietet die Hannover Rück Rückversicherungsschutz für Risiken mit Bezug auf elektronische Systeme und deren Daten an. Die dynamische Entwicklung im Rahmen der Digitalisierung stellt eine besondere Herausforderung für die Bewertung dieser Risiken dar.
Naturkatastrophenrisiken und Klimawandel: Es ist nicht auszuschließen, dass die erhöhte Sturmaktivität der letzten Jahre auf die fortschreitende Erderwärmung zurückzuführen ist. Die Hannover Rück beobachtet gemeinsam mit Partnern die Auswirkungen der Erderwärmung auf extreme Wetterereignisse sehr genau, um die gewonnenen Erkenntnisse in den Modellen berücksichtigen zu können.
Reserverisiken:: Das Geschäftsjahr 2018 wurde von Naturkatastrophenereignissen dominiert, welche Marktschäden verursachten, die über 100 Mrd. USD betrugen. Auch die Hannover Rück war davon betroffen, maßgeblich waren dabei der Taifun „Jebi“ und mehrere Waldbrände in Kalifornien. Da diese Schäden in der zweiten Jahreshälfte 2018 eintraten, gibt es eine natürliche Unsicherheit in den Schadenschätzungen und die Auszahlung wird innerhalb der nächsten Jahre erfolgen. Daher ist eine weitere Unsicherheit in den restlichen erwarteten Schadenzahlungen als Teil der geschätzten versicherungstechnischen Rückstellungen enthalten.
Ogden-Rate: Im Jahr 2017 gab es eine hauptsächlich die britische Kraftfahrzeugversicherung betreffende Änderung (d.h. Senkung) der sogenannten Ogden-Rate, die zur Schadenkalkulation bei Personenschäden genutzt wird. Eine massive Senkung der Rate führte zu einem Anstieg der erwarteten Schadenaufwände. Diese gestiegenen Beträge werden seitdem reflektiert in den versicherungstechnischen Rückstellungen betroffener Sparten. Die britische Regierung hat kurz nach Ende des Berichtszeitraumes die Rate von -0,75 % auf -0,25 % mit Wirksamkeit zum 5. August 2019 geändert. Die Entscheidung zur Rate führt zu einer geringeren Erwartung in Bezug auf das Abwicklungsergebnis; dieses wird aufgrund der vorsichtigen Reservierung dennoch positiv erwartet. Eine Unsicherheit verbleibt weiterhin in den zukünftigen Auszahlungsmustern dieser Schäden.
US-amerikanisches Mortalitätsgeschäft: Im Rahmen unseres Bestandsmanagements haben wir Ratenanpassungen für ein 2009 erworbenes Portefeuille eingeleitet. In wenigen verbleibenden Einzelfällen kann es zu einmaligen Belastungen des IFRS-Ergebnisses kommen, sofern die von Ratenanpassungen betroffenen Zedenten von ihrem Rückzugsrecht Gebrauch machen. Die weitere Entwicklung der unterliegenden Sterblichkeit beobachten wir fortlaufend.
Kapitalmarktumfeld: Ein wichtiger externer Einflussfaktor auf die erzielbare Rendite aus unseren Kapitalanlagen ist das anhaltend niedrige Zinsniveau. Hier waren sowohl im EUR-Bereich als auch im Bereich des US-Dollars und Britischen Pfunds teils sehr deutliche Rückgänge der Zinsen zu beobachten. Im EUR-Bereich sind nun bis über den 10-Jahres-Punkt hinaus negative Renditen zu verzeichnen. Das verhaltene Agieren der Zentralbanken, der nach wie vor unklare Prozess hinsichtlich Großbritanniens Ausscheiden aus der Europäischen Union und zahlreiche geopolitische Krisenherde sowie schwelende Handels- und Zollkonflikte haben dem Kapitalmarktumfeld im Berichtszeitraum die Suche nach Orientierung erschwert. So war zwar zwischenzeitlich eine Nivellierung der zum Ende des Vorjahres zu beobachtenden Nervosität durch deutliche Rückgänge bei den Risikoaufschlägen auf Unternehmensanleihen zu beobachten. Ab Mitte des Berichtszeitraums waren aber auch hier wieder Anstiege zu beobachten, die aber nicht das Niveau zum Ende des Vorjahres erreichten.Unverändert exponiert sind wir im Markt für privates Beteiligungskapital. Hier folgen die Marktwertveränderungen weniger allgemeinen Marktlagen als mehr unternehmensindividuellen Einschätzungen. So bestehen die Risiken vornehmlich im Geschäftsmodell und der Profitabilität und zu einem geringeren Teil in der Zinskomponente der Betrachtung der Kapitalflussprognosen. So sehen wir auch den im Berichtszeitraum etwas höheren Abschreibungsbedarf nicht als Ausdruck eines gestiegenen Risikos im Markt, sondern im Rahmen des dieser Assetklasse eigenen Risikoprofils. Die Bedeutung von Immobilienrisiken hat für uns aufgrund unseres kontinuierlichen Engagements in diesem Bereich wieder zugenommen. Wir streuen diese Risiken durch breit diversifizierte Investitionen in hochqualitative Märkte weltweit, denen jeweils ausführliche Objekt-, Manager- und Marktanalysen vorausgehen.
Für die nähere Zukunft gehen wir für die Kapitalanlagen weiterhin von erhöhten Volatilitäten an den globalen Kapitalmärkten aus, sehen diese allerdings auch als Chance und sind der Meinung, dass wir mit unserer derzeit eher defensiven Kapitalanlageausrichtung angemessen vorbereitet sind. Für nähere Informationen dazu verweisen wir auf das Kapitel "Kapitalanlagen" im Lagebericht auf Seite 10 f.